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Interview mit Herbert Schaumberger (GUT)

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In Freistadt stehen dieses Wochenende Gemeinderatswahlen an. Eine der Parteien, die in Freistadt zur Wahl steht, ist die Bürgerliste GUT (Gruppe für Umweltschutz und Transparenz). Die Liste ist sozusagen meine wahre politische Heimat, mein Vater war für die Gruppe lange im Gemeinderat und gestaltet ihre Zeitung.

Dieses Jahr geht die GUT mit einer neuen, vielfältigen Gruppe und vielen neuen Gesichtern an den Start, unter anderem meiner Mutter und meinem Bruder. Ich möchte versuchen, ein paar dieser Gesichter und die Personen dahinter vorzustellen und der GUT helfen, bekannter zu werden.

In meinem dritten Interview spreche ich mit Herbert Schaumberger, der bei der GUT am fünften Listenplatz kandidiert.

(Meine ersten beiden Interviews hab ich mit Martin Borovansky und Hatice Demir gemacht.)

herbert-schaumberger

Stell dich kurz vor!

Ich bin Herbert Schaumberger und bin 36 Jahre alt. Ich komme ursprünglich aus Lasberg, lebe aber seit 15 Jahren in Freistadt.

Ich war bei Oskar Stöglehner in der Hauptschule, danach hab ich eine kaufmännische Lehre bei Rotschne gemacht, da bin ich noch immer. Ich bin da sozusagen Abteilungsleiter der Zweirad-Abteilung.

Wie war Oskar als Lehrer in der Schule?

Ich hab Oskar in zwei Fächern gehabt – in Deutsch, das war meine Stärke, da war ich ziemlich gut und in geometrisches Zeichnen. Das war überhaupt nicht meine Stärke, das war immer ein Horror für mich. Aber nein, ich muss sagen, ich hab ihn eigentlich sehr sympathisch gefunden. Ich bin gut mit ihm zurechtgekommen. Wir haben was gelernt, er war nicht zu locker und nicht zu streng.

Wie bist du mit Politik in Berührung gekommen?

Naja, politisch interessiert war ich immer schon, das wurde mir irgendwie in die Wiege gelegt. Zur aktiven Politik bin ich dann durch die Grünen gekommen. Bei den Grünen gibt es ja die Grünen Andersrum, die sich für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben engagiert und das ist für mich ein wichtiges Thema, weil ich selbst schwul bin. Man muss ja immer um seine Rechte kämpfen, also hab ich geschaut, wo ich mich anschließen kann.

Ich bin jetzt seit drei Jahren bei den Grünen Andersrum und mittlerweile auch im Vorstand. Da gibt es regelmäßige Treffen, bei denen wir überlegen, wie wir Gleichstellung erreichen können und Veranstaltungen, bei denen wir darum kämpfen. Dann bin ich auch Mitglied bei den Grünen geworden. Man kann sagen: Ich bin ein Grüner. Ich hab Rudi Anschobers Politik verfolgt, was er erreicht hat ist wirklich ein Meilenstein. Man kann nur hoffen, dass dieser Weg fortgesetzt wird.

Wann hast du dich geoutet?

Erst ziemlich spät, mit 29. Es war ziemlich schwierig am Land, wo darüber einfach nicht geredet wird.

Hast du als Schwuler in Freistadt schon einmal Diskriminierung erlebt?

Nein, bisher nicht, weil ich aber sehr vorsichtig bin. Ich wusste ja, bei wem ich wie weit gehen konnte, wem man das erzählen kann. Wenn ich nicht wusste, wie das ankommt, bin ich im geschützten Bereich geblieben und hab mich gar nicht darauf eingelassen.

Aber ich würde mir wünschen, dass man in Freistadt leben kann, wie man will, dass die Leute toleranter wären, dass das Klima geschaffen wird, wo man darüber reden kann, ohne, dass es weggeschoben wird.

Was muss sich ändern, dass das passiert?

Naja, es gibt viele Kleinigkeiten. Wir haben zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der HOSI (Anm.: Homosexuellen-Initiative) einen Regenbogenstammtisch gegründet, der jeden letzten Freitag im Monat im Local stattfindet. Wir nennen das „Mühl4tel Andersrum“.

Da trifft man sich, sieht, dass man nicht alleine ist, kann sich austauschen.

Kann die Gemeindepolitik auch etwas tun, um Gleichstellung zu fördern?

Ja, das finde ich schon. Die Stadt Linz hat ja das HOSI-Haus errichtet, ein riesen Symbol, so etwas gibts sonst nirgends in Österreich. Das steht jetzt der HOSI zur Verfügung und ist ein tolles Zeichen, das sagt: Ihr seits willkommen, ihr könnt so leben, wie ihr wollt, und wir unterstützen euch dabei!

Da gibts ein Cafe drinnen, viele Veranstaltungen.

Klar kann Freistadt kein Haus für Homosexuelle bauen, aber es soll einfach ein Thema werden. Wenn man darüber redet und auch die Politiker/innen darüber reden, kommt das im Endeffekt allen zugute. Von einem offenen, toleranten Klima kann ja die ganze Stadt profitieren.

Die ÖVP-Linie kennt man eh, die lehnen das leider ab, wollen nichts davon hören. Mit den SPÖ-Leuten könnte man da schon was machen.

Wie bist du mit Gemeindepolitik in Freistadt in Berührung gekommen?

Naja, wie ich Kontakt zu den Grünen gehabt hab, hab ich auch die Bezirksgrünen aus Freistadt kennen gelernt. Es gibt ja im Bezirk in einigen Gemeinden grüne Gruppen, in Hagenberg und Lasberg zum Beispiel. (Anm.: weitere grüne Gruppen gibts in Pregarten, Leopoldschlag und Wartberg/Aist)

Bei Bezirkstreffen hab ich die Bezirkssprecherin kennen gelernt und wir haben uns ausgetauscht, das war immer sehr interessant. Irgendwann ist dann die Frage aufgekommen, ob wir nicht auch in Freistadt eine Gruppe gründen könnten. Ich hab dann gesagt, dass es schon die GUT gibt, die ja grünnahe ist, aber warum nicht gleich eine grüne Gruppierung? Wir haben das dann probiert, aber das wurde zu knapp.

Über diesen Weg hab ich dann Oskar Stöglehner wieder getroffen. Ich hab ja immer verfolgt, was er gemacht hat. Bei seinen Projekten hat man immer gewusst, dass da etwas dahinter steckt, dass das gute Sachen sind. Dann hab ich ihn halt vor einem halben Jahr getroffen und er hat gemeint, dass es keinen großen Unterschied macht, ob es jetzt die GUT oder eine grüne Gruppe ist, und es schade wäre, wenn wir uns aufteilen würden.

Da würde man sich ja gegenseitig kanibalisieren!

Genau, das hätte ich auch sicher nicht gewollt. Dann hat er mich gefragt, ob ich nicht auf die Liste kommen will, und ich hab zugesagt. Für mich ist das total ok, dass das keine grüne Gruppe ist – die grüne Handschrift ist bei beiden dabei und ich kann mich hier genauso verwirklichen, wie bei einer grünen Gruppe.

Was wird bei der GUT dein thematischer Schwerpunkt sein?

Sehr wichtig ist mir der Klimaschutz, ich glaube, alle politisch Verantwortlichen müssen sich dem Thema annehmen. So wie jetzt kann es sicher nicht weiter gehen, hier muss man Aktivitäten setzen. Energiekonzepte wie beim Salzhof, das ist sehr wichtig, das propagieren ja auch die Grünen. In dem Bereich gibts auch viele Arbeitsplätze.

Wichtig ist mir auch das Zusammenleben in Freistadt, wo die Jugend eine Zukunft hat und es keine Ausgrenzungen gibt. Ich war ja in der Arbeitsgruppe dabei, wo das Programm entwickelt wurde, da haben wir besprochen, dass die Jugend mehr Treffpunkte in Freistadt kriegt.

Mir schwebt ja auch eine Art Jugendparlament für Freistadt vor. Es wird ja immer gesagt, dass sich junge Leute nicht für Politik interessieren, sie werden halt auch nicht so eingebunden. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass einmal im Jahr die Gemeindepolitiker/innen Jugendliche einladen, ihnen zeigen, wie Gemeindepolitik funktioniert und mit ihnen reden, Vorschläge von Jugendlichen annehmen, und die dann auch ernstnehmen und vielleicht versuchen, sie umzusetzen.

Außerdem sollte man, wenn für Jugendliche etwas errichtet wird, schon bei der Umsetzung mit ihnen zusammen arbeiten. Das dauert zwar vielleicht ein bisschen länger, aber die Jugendlichen können mehr ihre Wünsche einbringen und sehen auch, wie viel ein solches Projekt kostet, wie viel Aufwand es ist und werden vielleicht anders damit umgehen.

Einfach die Menschen mehr einbinden – daran will ich arbeiten.

Außerdem hoffe ich als aktiver Radfahrer in Freistadt, dass das Radwegsystem weiter verbessert wird. Es gibt eh immer wieder Fortschritte, aber an vielen Stellen ist es manchmal sehr gefährlich und ich verstehe Menschen, die deshalb nicht mit dem Rad fahren wollen.

Welche Projekte hat die GUT in der Vergangenheit auf die Füße gestellt?

Der Citybus ist sicher das größte Projekt der GUT, das mir jetzt einfällt, da hat die GUT sogar einige Wochen lang den Probebetrieb finanziert, um die Leute davon zu überzeugen.

Oder die Querungshilfen in der Linzer Straße, die es Gott sei Dank endlich gibt. Das muss ja ein schwieriger Weg gewesen sein.

Und natürlich die Energieprojekte von Oskar, wo er zum Beispiel gegen Widerstände dafür gesorgt hat, dass der Salzhof mit erneuerbaren Energien geheizt wird.

Was ist das Wahlziel für die GUT?

Ich bin realistisch: Mindestens vier Mandate und den Stadtrat, das müssen wir schaffen. Aber 6 bis 7 Mandate sind möglich.


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